Bildungstag 2019: Tag der Nachhaltigkeit

AG 1 Das erweiterte Viereck der Nachhaltigkeit – ein Denk- und Arbeitswerkzeug für Schülerinnen und Schüler

In Anlehnung an den Vortrag stellte Herr Karl W. Hoffmann den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der AG aktuelle Überlegungen zur Bildung für nachhaltige Entwicklung vor. Geographie/Erdkunde ist naturgemäß Kernfach in diesem Bereich und liefert durch stetig weiterentwickelte didaktische und methodische Konzepte auch für alle anderen Fächer wertvolle Anregungen dafür wie ein zeitgemäßes Lernen möglich ist. Dabei wurden auch fächerverbindende Möglichkeiten diskutiert. Wichtig hierfür wäre es aus Sicht des Seminarleiters aus Speyer, den Schülerinnen und Schülern die unterschiedlichen Fach-Perspektiven der Fächer (Sozialkunde oder Politik und Wirtschaft und Geschichte) auf bestimmte Themen zu verdeutlichen. Zentral bei der Erstellung von Aufgaben sei zudem generell das Reflektieren, wie beispielsweise in Form eines differenzierten Sachurteils und eines anschließenden begründeten Werturteils.

Thema war auch die sogenannte Symbiotische Lehrerfortbildung (i. S. einer Fortbildungsserie), die über einen Zeitraum von mindestens neun Monaten laufen soll. Hierbei wechseln sich Phasen des Inputs, gemeinsamer Entwicklung, Erprobung und Reflexion ab.  Politisch scheint es noch Überzeugungsarbeit für solche Formate zu benötigen.

Zum Schluss wurden noch eine Lehrertypologie vorgestellt, die aus Sicht der Kolleginnen und Kollegen sowohl sinnvoll in der Lehrerbildung angewendet werden kann, um einerseits zu klären, welcher Typ man selbst ist, aber auch um bewusst zu machen, dass in manchen Unterrichtsphasen unterschiedliche Typen sinnvoll sein können. Auch erfahrene Lehrkräfte könnten gewinnbringend mit diesen vier Typen arbeiten, die Fögele (2016) wie folgt definiert:

1.) schematisierend-lehrender Typ: „Wichtig ist, dass die Schülerinnen und Schüler die Klasse bzw. das Abitur bestehen. Dazu ist Wissen erforderlich, das ich im Unterricht darstelle.“

2.) strukturgebend-vermittelnder Typ: „Wenn ein Schüler die Schule verlässt, muss er z.B. Kartenlesen können und wissen, wie der Strahlungshaushalt funktioniert. Ich vermittle ihm diese Kompetenzen.“

3.) entwickelnd-aufklärender Typ: „Ich will, dass meine Schüler einmal nachhaltig handeln können. Dazu müssen sie selbstständig die richtigen Schlüsse ziehen können. Ich lege die Grundlage dafür.“

4) ko-konstruierend-moderierender Typ: „Eine komplexe Wirklichkeit erfordert komplexes Denken – das [mein Fach] die Geographie bietet. Es ist meine Aufgabe, Schülern die Gelegenheit zu bieten, dieses Denken zu entwickeln.“

In Anlehnung daran wurden drei Arbeitsweisen von Schülerinnen und Schülern (Lernende sind Entdecker, Erfinder und Enttarner) gezeigt, die aus der konstruktivistischen Erkenntnistheorie abgeleitet sind.

 

Bericht: Katharina Grossardt

 

Foto (von links nach rechts)

 

Robert Hottinger, Katharina Grossardt ,  Karl W.Hoffmann, Dr. Gabriele Gottschalk (Vorsitzende des Landesverbands Hessen des Verbandes Deutscher Schulgeographen) und Dietmar Steinbach (Fachleiter für Erdkunde am Studienseminar Gießen)

Mehr drin als man denkt - Stofftrennung mit Lebensmitteln

                

In dem Workshop von Martin Einsiedel wurden sieben verschiedene Trennmethoden für den Chemie- Anfangsunterricht vorgestellt. Mit sechs Teilnehmerinnen und Teilnehmer war der Workshop so besetzt, dass jeder Teilnehmer sein eigenes Experimentiermaterial bekam und alle Versuche selbst ausprobieren konnte. Dass sich Smarties-Farben als Indikatoren eignen oder man das man Halbfettmargarine in Wasser und Fett aufschmelzen kann und somit nachweisen kann, dass die Hersteller dort einfach mit der Zugabe von Wasser die Kalorienreduzierung erreichen, erstaunte die Teilnehmer. Schön war auch die Verknüpfung eines einfachen Experiments zur Absorbtion mit Katzenstreu und blauem Energydrink mit einer Traumreise in die Welt des Farbstoffteilchens. Martin Einsiedel präsentierte zu den Experimenten zahlreiche Kniffs und Tricks. So bauten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus einem Sektflaschenverschluss, einem Uhrglas und einem Teelicht einen sogenannten Agraffenofen, der auch kleineren Schülerinnen und Schülern gefahrlos das Eindampfen von Salzlösungen ermöglicht. Die Anfertigung von Mikrospateln aus Strohhalmen überraschte mit ihrer Einfachheit. Beim Herstellen von Anistinktur wurden die grundlegenden Prinzipien der Ouzo- Herstellung  erklärt und Begriffe wie Extraktion oder Filtration anschaulich gemacht. Am Ende gab es für jeden Teilnehmer noch ein Schulbuch als Geschenk, bei dem der Workshopleiter mitgeschrieben hat und in dem sich einige der gezeigten Versuche wiederfinden. 

AG 4 Naturküche im Herbst – Springkraut und Eicheln

Unter der Leitung von Peter Becker, Gründer der Wildkräuter-Werkstatt Wiesbaden, konnten die Teilnehmerinnen der AG selbst gesammelte Wildkräuter zu schmackhaften Gerichten verarbeiten und damit Gemüse und Kräuter entdecken, die viel mehr Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe und andere Vitalstoffe als vergleichbare Kulturformen haben und zudem regional, saisonal und kostenlos sind.  Die AG startete mit einer Exkursion in den nahgelegenen Wald. Doch bereits auf dem Schulgelände der Immanuel-Kant-Schule sind die ersten Kräuter zu finden: Brennnesseln, Giersch und Rucola. Der Umgang mit dem freiwachsenden Grünzeug – pardon: essbare Spontanvegetation – ist etwas gewöhnungsbedürftig. Man verwendet in der Regel die ganz jungen zarten Blätter, die gründlich gewaschen und geputzt werden. Die Brennnesseln muss – wenn sie roh verzehrt werden soll – zusätzlich ausgewalkt werden, damit die Brennnadeln zerstört werden. Die Nesseln sind ein gutes Mittel gegen Arthrose und Rheuma und lassen sich zu Smoothie und fein geschnitten im Salat verarbeiten. Auf dem Weg zum Wald konnten die Teilnehmerinnen Spitz- und Breitwegerich (ein natürliches Antibiotikum und sehr wirksam bei Husten und Halsschmerzen) und die Stechdornblättrigen Mahonie entdecken. Die rotblauen Beeren der Mahonie lassen sich zu Gelee und Saft verarbeiten und erinnern geschmacklich an Johannisbeeren. Mit weiteren Kräutern und Beeren, die im Wald zu finden sind, kehrten die Teilnehmerinnen zurück in die Küche der Schul-Cafeteria. Dort gab es zunächst eine Verköstigung mit verschiedenen Gelees, Eichelbrotaufstrich, Pesto und einem leckerem Relish aus Hagebutten. Anschließend wurde aus Blätterteig, Pilzen und Wildkräutern eine Pizzarolle gebacken und verspeist.

So konnten die Teilnehmerinnen essbare Wildpflanzen als ungenutzte Ressource, kulinarische Sensation und kostenlose Gesundheitsvorsorge kennen und genießen lernen.

à Rezept „Gänseblümchen-Pesto“:

1 Tasse Gänseblümchen + halbe Tasse Erdnüsse + halbe Tasse Olivenöl +

Knoblauch, Salz, Pfeffer, 1 Spritzer Zitrone

Alle Zutaten mit dem Stabmixer pürieren – fertig ist das schmackhafte Pesto.

 

Bericht: Claudia Kuse

Bericht zur AG 5 am Bildungstag der GEW am 26. Oktober 2019 

 

AG 5 Nachhaltige Projekte an Schulen

Leitung: Volker Kalbhenn, Heinrich-von-Kleist-Schule, Eschborn

 

Unter der Leitung von Volker Kalbhenn, Biologie- und Geographielehrer an der Heinrich-von-Kleist Schule Eschborn und zertifizierter Umweltlehrer u.a. an den Weilburger Kiesgruben fand der Workshop „Nachhaltige Projekte an Schulen“ statt.

 

Zu Beginn informierte Volker Kalbhenn mit mehreren vorbereiteten PowerPoint-Folien über das Zertifikat „Hessische Umweltschule“ und Beispiele für Umweltprojekte an hessischen Schulen. Außerdem gab es einen Überblick über die 17 SDGs (Sustainable Development Goals). Eine Mind-Map zum Thema „Der Lernbereich Globale Entwicklung als Aufgabe der ganzen Schule“ (anbei) rundete den ca. 45 Minutigen Vortrag ab.

 

Nach der Mittagspause fanden sich die ca. 16 Teilnehmer*innen in zwei Gruppen (eine Gruppe zu Grundschule und eine für weiterführende Schulen, überwiegend  Sek. I) zusammen, um sich zunächst über Umweltprojekte an der eigenen Schule auszutauschen. Neben kleineren Mülltrenn- und Schulgartenprojekten gibt es an zwei Schulen eine Bienen-AG und eine Schule ist Club-of-Rome-Schule mit mehreren Aktivitäten zum Thema BnE (Bildung für nachhaltige Entwicklung). Volker Kalbhenn beriet in dieser Phase die einzelnen Gruppen und gab Tipps und Hinweise aus seinem reichen Erfahrungsschatz als Umweltlehrer und Mitglied der Jury zur Zertifizierung hessischer Umweltschulen.

In einem weiteren Schritt hielten die TN in beiden Gruppen auf Flipchart-Papier fest, welche Maßnahmen an ihren Schulen für Umweltprojekte unternommen werden könnten und was der erste Schritt dazu wäre. Eine Kurzpräsentation der Ergebnisse rundete diesen sehr anregenden und informativen Workshop ab.

 

à Literatur zum Thema:

„Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung“, hrsg. in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der KMK. Cornelsen Verlag – kann kostenlos bestellt (ISBN 978-3-06-065687-5) oder unter https://www.cornelsen.de/produkte/orientierungsrahmen-der-kultusministerkonferenz-orientierungsrahmen-globale-entwicklung-download-9783060656882 gratis als pdf heruntergeladen werden.

 

à interessante Webseiten zum Thema:

www.fairtrade-schools.de

www.bmbf-plastik.de

www.kindermeilen.de

 

 

Bericht: Mike Zergiebel

 

 

AG 6 Vom Wissen zum Tun

In dieser Arbeitsgruppe ging es in einem Vortrag von Gabriele Apel zunächst darum, die Lücke zwischen Wissen und Handeln zu erkunden und zu überlegen, was passieren muss, damit diese Lücke geschlossen werden kann. Wie bringen wir den Mut auf, uns selbst und Menschen in direkter Umgebung dazu zu bringen, etwas zu verändern? Wie können in der Schule Projekte angestoßen und wie kann zum Handeln animiert werden?

Die Referentin skizzierte die Rahmenbedingungen der Projektwoche an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau mit den Schülerinnen und Schülern des Beruflichen Gymnasiums der Jahrgangsstufen 12 und 13. Diese hatten den Auftrag, sich ein Projektthema zu suchen, das ganz konkret an der Schule innerhalb der Projektwoche angestoßen und umgesetzt werden sollte. Die Themen der Schülerinnen und Schüler wurden kurz vorgestellt und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der AG diskutiert. Die Schülerprojekte waren:

  • Baumbestand an der BSGG erfassen, CO2-Einsparungen durch die Bäume berechnen und mit Alltags-Aktivitäten vergleichen
  • Vorschlag für neue Bepflanzungen auf dem Schulgelände
  • Wasserspender im Schulgebäude aufstellen und Konzept für Schulflaschen für jeden Schüler entwerfen
  • Bienenvölker an der BSGG ansiedeln und bienenfreundliche Bepflanzungen an der BSGG
  • Vermeidung von Zigarettenabfall an der BSGG

Zwei Schülerinnen stellten ihr Projekt (Zigarettenabfall) der Arbeitsgruppe vor. Sie berichteten über ihrer Recherche zu den Giftstoffen in achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler vor dem Schulgelände, deren Wasserlöslichkeit und die Gefahren, durch Regen in die Umwelt zu gelangen. Dass eine Entsorgung nur über den Restmüll vertretbar ist, war offensichtlich.

Sie überlegten sich Möglichkeiten der Abhilfe unter alltäglichen Bedingungen, diskutierten diese mit der Schulleitung und den Hausmeistern hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit, führten Befragungen ihrer Mitschülerinnen und Mitschülern zur möglichen Akzeptanz der Möglichkeiten einer ordentlichen Entsorgung durch und entschieden sich für eine Lösung auf der Grundlage ihrer Auswertung der Gespräche.

Die weiteren Projekte wurden anschließend skizziert, deren Verlauf ähnlich dem referierten Projekt war:

  • Themenfindung 
  • wissenschaftsorientierte Recherche zu den Umweltbelastungen
  • Befragung bzw. Diskussion mit den Betroffenen zu den überlegten Lösungsmöglichkeiten
  • Erstellung eines Konzepts zur Umsetzung.

Die meisten Projekte, so stellte sich heraus, bedürfen eines längeren Atems zur vollständigen Realisierung. So müssen beispielsweise Wasserspender zur Vermeidung von Einwegplastikflaschen mit ungesunden „Zuckergetränken“ erst durch die schulischen Gremien beschlossen und danach angeschafft und installiert werden. Deshalb ist geplant, dass sich aus der Projektwoche heraus eine Umwelt-AG bildet, um einige dieser Projekte zu realisieren und weitere Umweltprojekte ins Leben zu rufen.

Möglichkeiten der Übertragung ähnlicher Unterrichtseinheiten auf die Rahmenbedingungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezüglich der eigenen Bildungsinstitutionen wurden anschließend gemeinsam und diskursiv skizziert.

Bericht: Friedhelm Ernst

AG 8 Die ReMida: Vom Verbrauchen zum Gebrauchen

Abfall- und Wegwerfprodukte ohne Ende, davon sind wir umgeben, ob wir wollen oder nicht. Unglaublich, was alles produziert wird und unwillkürlich stellt man sich die Frage bei den meisten Dingen, die die mobile Werkstatt ReMida mitgebracht hatte: „Wozu ist das denn da?“ Aber das ist nicht die Frage, die die Anleiterinnen Kirsten Allendorf und Katja Bühring-Uhle  beantwortet haben wollen – und oft auch nicht könnten! Das Thema von ReMida lautet: „Was kann ich damit noch alles machen?“ Materialien aus Industrie, Gewerbe und Haushalten neu zu entdecken und aufgrund seiner Beschaffenheit die Fantasie anzuregen, das ist das Ziel. Die Schönheit in den Dingen zu erkennen und neue, überraschende, oft witzige Verwendungsmöglichkeiten zu finden, dazu waren die Teilnehmer/innen der Arbeitsgruppe aufgefordert. Stand man dem „Abfall“ am Anfang noch etwas konsterniert gegenüber, sprang der Funke doch sehr bald über, wir durften kreativ werden! Sich vorzustellen ohne zu reden, aus Fundstücken den Namen zu basteln und das Material sprechen zu lassen, diese Herausforderung stand am Anfang!

Die erste ReMida-Werkstatt entstand in Reggio Emilia, dem Geburtsort der Reggio-Pädagogik, deren Ziel es ist, den Selbstbildungsprozess von Kindern zu fördern. So durften auch wir Erwachsene entdecken, staunen, spielen, basteln und forschen. Doch was hatte das mit dem Thema „Nachhaltigkeit“  zu tun? Zum einen pflegt ReMida die Kultur der Mehrfachverwendung, dazu gehört, dass das, was weggeworfen werden würde anders und immer wieder neu verwendet wird. Es darf dabei kein Klebstoff oder Ähnliches benutzt werden, denn am Ende der Aktion wird alles zerlegt, sortiert, gelagert und wartet dann auf neue Spielrunden. Darin liegt der Unterschied zum Recycling. Ein Teil der Werkstatt fordert aber auch dazu auf, sich mit der Problematik der Abfallflut zu beschäftigen, durch spielerisches Entdecken und Aufklären. ReMida einzuladen, in Kitas, Grundschulen oder auch weiterführende Schulen – das bedeutet Informationen mit Spaßfaktor.

 

Bericht: Karola Pruschke-Löw

AG 15 Drucken

Nein, klassische Holz- oder Linoldrucke sollten es nicht werden; stattdessen erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der AG die Möglichkeit, experimentelle Hoch- und Tiefdruckverfahren kennenzulernen und auszuprobieren. Hierzu hatte die AG-Leiterin Veronika Weingärtner, Künstlerin und Kunstdozentin aus Mainz (freies Atelier im Atelierhaus Waggonfabrik und Werkstattleitung Druckgraphik des Bereiches Gestaltung / Kommunikationsdesign der Hochschule Mainz) vier thematisch geordnete Tische bzw Stationen vorbereitet, auf denen sich entsprechende Materialen und bereits im Vorfeld entstandene Arbeitsergebnisse zur Anschauung befanden.

Zunächst wurde geklärt: Welches Papier ist für welchen Druck geeignet, wie muss es vorbereitet werden? Wie und mit welchen Hilfsmitteln entnimmt man zu bedruckendes Papier, ohne seine mit Druckerfarbe beschmutzten Hände schon vor dem Druck hierauf zu verewigen? Welche Farben können zum Einsatz kommen?  Wie wird die Druckerpresse bedient und wo bzw. wie werden die fertigen Druck-Erzeugnisse gelagert?

Station 1 vermittelte einen Eindruck in das experimentelle Arbeiten mit Rhenolan- und Zinkplatten, welche mittels Kratztechniken (Einritzen/Radierung) oder Aufbringen verschiedener Klebstoffe wie etwa Tesafilm oder Kreppband, aber auch geknitterten Papieren (sogenannter Tapedruck) nach entsprechendem Farbauftrag und „Durchleierns“ durch die Druckerpresse zu interessanten Ergebnissen führte. Und im Sinne von Nachhaltigkeit zeigte sich: Sofern nicht eingeritzt wird, können die Platten nach Reinigung erneut genutzt werden. Für den Farbauftrag können Gaze- oder geeignete Stoffreste Verwendung finden, für das Abreiben überschüssiger Farbe gar das Papier von ausgedienten Telefonbüchern!

Station 2 zeigte, wie sich mit Verpackungsmüll am Beispiel von Tetrapacks drucken lässt: Aufgetrennt, gesäubert, geglättet und auf die Innenseite gelegt, waren Rillen dort zu erkennen, wo zuvor einmal eine Faltung nach außen bestand. Je nach Falttechnik und entsprechender Rillenbildung der einstigen Verpackung entstanden bereits ohne weitere Eingriffe Druck-Ergebnisse, die, bei einiger Fantasie, architektonisch-grafisch anmutende Gebilde zeigten, die anschließend gerne noch einmal durch willentliches Hinzufügen von Ritzen und Abschabens von Material zu beeinflussten und etwas veränderten Ergebnissen führte.

Station 3 widmete sich ganz dem Materialdruck mit Moosgummi und der Frage: Wie können Moosgummi-Platten zu fantastischen Druckvorlagen bearbeitet werden? Die mitgebrachten Anschauungsmaterialen, entstanden aus großflächigen Platten,  zeigten fein ausgearbeitetes Meeresgetier. Hier waren die Umrisse mit feinen Scheren ausgeschnitten oder mit Cuttermesser bearbeitet worden, die Binnenstrukturen waren mittels Einritzungen erfolgt.  

Station 4 machte deutlich, dass ein Wesen des Druckens – nämlich auf  Reproduzierbarkeit angelegt zu sein -  nicht immer so recht „stimmt“. An diesem Tisch konnten sogenannte Monotypien hergestellt werden, also Druck-Ergebnisse, die aufgrund der künstlerisch-technischen Herangehensweise und Voraussetzungen nur einmal so entstehen können.

Das Ausprobieren an den Stationen und die sich hieran anschließende, im zeitlichen Umfang nicht unerhebliche Phase des Aufräumens, Sortierens und vor allem Säuberns von Druckplatten und weiterem Zubehör am Ende der AG-Zeit machte einmal mehr deutlich, was der Komiker Karl Valentin schon längst erkannte: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit.“

Bericht: Sabine Launer