Wir müssen reden

Gewalt und Vandalismus an Schulen

9.10.2024 | 17:00 - 19:00 Uhr | Rüsselsheim

Wir schlagen Alarm und müssen reden!

Gewalt und Vandalismus an Schulen sowie psychische Probleme der Schülerinnen und Schüler nehmen stark zu, weshalb der Kreisvorstand alle Entscheidungsträger und Beteiligten am 9. Oktober zu einem Runden Tisch einlädt.

Im Vorstand des GEW-Kreisverbands Groß-Gerau arbeiten Lehrerinnen und Lehrer und sozialpädagogische Fachkräfte aller Schulstufen und Schulformen zusammen. 15 der 21 Mitglieder des Gesamtpersonalrats beim Staatlichen Schulamt in Rüsselsheim sind Kolleginnen und Kollegen der GEW. Wir haben konkrete, unmittelbare Einblicke in den Schulalltag und stehen im regelmäßigen Austausch mit den Kollegien, Personalräten und Schulgemeinden. 

Wir schlagen Alarm, denn wir erleben hautnah, was uns die Kolleginnen und Kollegen und die Personalräte über den Schulalltag vermitteln. Sie berichten

  • über einen zunehmenden Vandalismus in Form der Zerstörung und Beschädigung von Toiletten, Waschbecken, Handtuchhaltern und Seifenspendern, von Mobiliar, von Schulmaterial wie Smartboards, Tablets, Computern, Büchern,

  • über das Zünden von Feuerwerkskörpern im Schulgebäude, den Einsatz von Reizgas, das Anzünden von Papier und Gegenständen,

  • von der Verschmutzung der Schulgebäude mit Eddingstiften, Graffiti, Eiern und sonstigem Dreck,

  • von verbaler und körperlicher Gewalt unter Schülerinnen und Schülern und gegenüber Lehrkräften und anderem schulischem Personal und

  • von einer Zunahme psychischer Störungen und psychischem Leid mit allen Formen der Selbstverletzung und Autoaggression.

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler mit Auffälligkeiten im sozialemotionalen Bereich nimmt zu. Pädagogisches Handeln, erzieherische Maßnahmen und Elterngespräche bleiben oft fruchtlos. Immer häufiger sind auch Kinder im Grundschulalter und in den ersten Jahrgängen der Sekundarstufe an aggressiven und gewaltsamen Aktionen beteiligt. Lehrkräfte müssen viel Zeit für Förderpläne, Hilfeplangespräche, Kontakte zum Jugendamt und mit Erziehungsbeiständen und Inklusionshelfern sowie zur Polizei aufbringen, Zeit, die für die unterrichtliche Arbeit fehlt. Die Lehrkräfte rufen nach mehr Zeit für individuelle Förderung und nach stärkerer Unterstützung durch sozialpädagogische Fachkräfte, durch Schulsoziarbeit, durch Förderschullehrkräfte und durch Psychologinnen und Psychologen. 

Der GEW-Kreisvorstand nimmt diese Berichte ernst und fordert eine gemeinsame Anstrengung aller Beteiligten und einen konsequenten Maßnahmenplan. Die GEW fordert ein entschlossenes gemeinsames Handeln der politischen Institutionen, der Schulen, der Schulaufsicht, der Jugendämter und Jugendhilfeeinrichtungen, der Polizei und der Justiz und der Lehrer-, Eltern- und Schülervertretungen. Die Zusammenarbeit aller Beteiligten muss intensiviert und verbessert werden.

Dabei wissen wir, dass die Ursachen vielfältig sind. Die Folgen der Corona-Pandemie sind genauso wenig aufgearbeitet wie die Auswirkungen der wachsenden sozialen Spaltung, der Not von Kindern, die aus Kriegsgebieten und sozialem Elend in die Schulen in Deutschland kommen, und eines ungezügelten, vergifteten Medienkonsums. Niemand hat Patentrezepte und es gibt nicht die eine richtige Lösung. Aber wir können nicht länger warten und die Probleme unter den Teppich kehren:

Wir müssen reden - und zwar jetzt!

Der GEW-Kreisvorstand lädt alle, die zur Entspannung und Problemlösung beitragen können und wollen, zu einem Runden Tisch ein:

Mittwoch, 9. Oktober von 17.00 bis 19.00 Uhr an der Alexander-von-Humboldt-Schule in Rüsselsheim.

Wir laden Vertreterinnen und Vertreter der folgenden relevanten Akteure ein:

  • die drei Schulträger im Kreis Groß-Gerau

  • Vertreterinnen und Vertreter der Jugendhilfe, der Schulsozialarbeit, der Jugendgerichtshilfe und der Polizei

  • das Staatliche Schulamt

  • den Kreiselternbeirat und den Stadtelternbeirat Rüsselheim, 

  • die Kreisschülervertretung und den Stadtschülerrat Rüsselsheim

  • Vertreterinnen und Vertreter von Schulleitungen der Primarstufe, der Sekundarstufe I und der Beruflichen Schulen

Wir werden alle persönlich Eingeladenen um ein kurzes Statement bitten. Danach soll sich ein vertraulicher Austausch mit allen Beteiligten anschließen.

Wir wissen, dass dies nur ein Auftakt für die Bildung eines Netzwerks, für verlässliche Absprachen und einen Aktionsplan sein kann.

Wir werden uns mit unseren Ressourcen daran beteiligen, dass dieser Dialog im Schuljahr 2024/2025 intensiviert wird:

  • Wir werden politische Initiativen entwickeln und auch fragen, wie das Geld aus dem Startchancen-Programm der Bundesregierung den Schulen im Kreis Groß-Gerau in sozialen Brennpunkten zukommt und wie die Akteure vor Ort einbezogen werden.

  • Wir wollen direkte Gespräche zwischen den Beteiligten initiieren, um die Dimension und die unterschiedlichen Facetten des Problems auszuloten und gemeinsame Lösungen zu suchen.

  • Wir stellen unsere Ressourcen zur Verfügung, um Beispiele guter Praxis im Umgang mit den Problemen in Publikationen und Fortbildungen bekanntzumachen.

  • Wir werden Expertinnen und Experten einladen, die uns bei der Analyse der Ursachen helfen.

  • Wir werden Fortbildungen anbieten, die den Kolleginnen und Kollegen vor Ort einen echten Nutzen bei der Bewältigung der täglichen Probleme bringen sollen.

Beiträge und Rückfragen zu diesem Thema und unserem Vorhaben nehmen wir gerne unter r.hottinger@gew-gg-mtk.de entgegen.

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