Ein Handeln ist schon längst überfällig

Interview mit Niklas Fitzek, Schulsprecher der Immanuel-Kant-Schule Rüsselsheim

Niklas Fitzek ist Schulsprecher an der Immanuel-Kant-Schule (IKS) in Rüsselsheim am Main und besucht dort die Oberstufe. Er ist mit regionalen Fridays-for-Future-Bewegung vernetzt.

Für den 14. Juni ist eine eigene Kundgebung für Rüsselsheim geplant.

An der Immanuel-Kant-Schule wird am 26. Oktober 2019 auch der 24. Bildungstag der GEW-Kreisverbände Groß-Gerau und Main-Taunus stattfinden, der als Tag der Nachhaltigkeit Themen des Umwelt- und Klimaschutzes in den Mittelpunkt rückt.

Das Interview für die GEW regional führte Robert Hottinger, Kunst- und Erdkundelehrer an der Immanuel-Kant-Schule Rüsselsheim und Mitglied des GEW-Kreisvorstands Groß-Gerau.

Was bedeuten für dich die Fridays for Future?

Niklas Fitzek: Genau diese Aktionen sind es, die die Öffentlichkeit auf das Thema aufmerksam machen. Schon vor Jahrzehnten hat man gewusst, dass das Klima Schaden nehmen würde, wenn wir so weiterleben. Aber anstatt ihre Lebensweise umzustellen – was die Politik hätte unterstützen müssen – hat die Menschheit einfach so weiter gemacht. Die Reaktionen jetzt darauf waren absehbar.

GEW regional: Was versprichst du dir von der gelplanten Kundgebung in Rüsselsheim am 14. Juni?

Niklas Fitzek: Ich hoffe, dass besonders viele Menschen aus der nahen Umgebung ein Zeichen für den Klimaschutz setzen werden, da es hier eine Fridays-for-Future-Veranstaltung bisher noch nicht gab. Andere Ortschaften aufzusuchen ist für viele aufwändig, weshalb wir uns von einer Veranstaltung direkt in Rüsselsheim eine rege Beteiligung von Schülerinnen und Schülern, aber auch allen anderen Personengruppen erhoffen.

GEW regional: Wie gut seid ihr in der Region und mit anderen Schulen vernetzt und organisiert und wie bringst du dich ein?

Niklas Fitzek: Vernetzt sind wir mit allen Schulen über die Schülervertretung (SV), die u.a. im Stadtschülerrat schulübergreifend zusammenarbeitet. Wir haben regelmäßige Sitzungen, in denen Themen auf städtischer Ebene behandelt werden. So können wir gemeinsam Projekte durchführen und über die eigene Schule hinaus Probleme angehen. Unterstützt werden wir hierbei auch durch die Stadt selbst.

GEW regional: Du bist jetzt seit fast zwei Jahren Schulsprecher an der IKS. Ihr habt in der SV viele Projekte beherzt angepackt, so z.B. den sparsameren Umgang mit Kopien, Werbung für das Stadtradeln und zuletzt die Initiative für die Überarbeitung der Schulordnung. Bei allem Respekt vor der Arbeit deiner Vorgängerinnen und Vorgänger im Amt fällt mir doch dein ausgeprägtes Engagement und dein im besten Sinne selbstbewusstes Auftreten etwa in Gesamtkonferenzen auf. Was treibt dich bei deiner Arbeit an?

Niklas Fitzek: Als ich 2017 meine Kandidatur zum Schulsprecher eingereicht habe, war ich zuvor ein wenig enttäuscht von der mangelnden Kommunikation im damaligen SV-Vorstand, in dem ich die Mittelstufe vertreten habe. Ich wollte es besser machen. Die SV kann einen großen Einfluss auf das Schulleben haben, und das wollte ich nutzen. Im Laufe meines ersten Jahres als Schulsprecher konnten wir als SV-Vorstand dann schnell viele Taten vollbringen, was im Vergleich zum Vorjahr sehr produktiv war. Genau diese positiven Einflüsse, die die SV ausgeübt hat, aber auch meine Mitschülerinnen und Mitschüler und viele Lehrerinnen und Lehrer haben mich dann zu einer zweiten Amtszeit ermutigt. Das Thema Nachhaltigkeit ist im Laufe der Zeit immer weiter in den Fokus der Medien gelangt, weshalb natürlich auch der einzelne Bürger möglichst klimaschonend leben möchte. Wir dürfen einfach nicht weiterhin so ressourcenverschwendend leben. Das konnte ich natürlich auch sehr gut in meine Arbeit als Schulsprecher einbringen. Als Stadtschülerrat haben wir Anfang des Jahres bei der Stadt die Einführung von Recyclingpapier angefragt, wodurch es dieses nun in alles Rüsselsheimer Schulen gibt oder in Zukunft geben wird.

GEW regional: Was hat euch die SV-Arbeit bisher erleichtert oder auch erschwert?

Niklas Fitzek: Anfangs hatte ich kaum Erfahrung mit der SV-Arbeit, aber relativ schnell konnte ich mich auch durch die Hilfe der SV-Verbindungslehrerin einarbeiten. Weitere Unterstützung kommt auch aus der Schüler- und Lehrerschaft. Erschwerend ist es leider manchmal, wenn die Informationen, die in Sitzungen besprochen werden, nicht vollständig in den einzelnen Klassen und Oberstufenkursen ankommen. Der größte Faktor ist aber, wie sehr sich einzelne Schülerinnen und Schüler für die Gemeinschaft engagieren. Wenn man Aufgaben untereinander verteilen kann, ist das sehr erleichternd.

GEW regional: Wie reagieren die Lehrerinnen und Lehrer auf die Jugendbewegung für den Klimaschutz und damit verbundene Fehlzeiten?

Niklas Fitzek: Mir ist niemand aus der Lehrerschaft bekannt, der diese Bewegung strikt ablehnt. Viele sind sogar sehr erfreut darüber, dass junge Menschen aktiv sind und für ihre Forderungen auf die Straße gehen. Oft werden die Schülerinnen und Schüler auch stark unterstützt. Solange sich die Leistungen und Fehlzeiten im Rahmen halten, ist das alles kein Problem.

GEW regional: Wie schätzt du den Rückhalt der Schülerinnen und Schüler an der IKS oder an anderen Schulen für die Klimaschutzbewegung ein, soweit du dies beurteilen kannst?

Niklas Fitzek: Es gibt so viele IKS-Schüler, die mindestens einmal bei einer Fridays-for-Future Veranstaltung vertreten waren. Auch hier lehnt absolut niemand diese Bewegung ab. Die Mehrheit begrüßt die Proteste. An anderen Schulen ist das genauso. Diese Art der Meinungsäußerung ist einer der Faktoren für junge Menschen, in die Politik hineinzuwirken, da viele noch gar nicht wahlberechtigt sind. Somit sind Demonstrationen eine super Gelegenheit für junge Leute, ihre Meinung kundzugeben.

GEW-regional: Was wünschst du dir von den politischen Entscheidungsträgern insgesamt und in unserer Region, um den Zustand der Umwelt und des Klimas in Zukunft zu verbessern?

Niklas Fitzek: Ich wünsche mir auf jeden Fall eine starke Berücksichtigung des Klimaschutzes bei regionalen Entscheidungen, z.B. des Stadtparlaments. Einige deutsche Städte haben ja sogar bereits den „Klimanotstand“ ausgerufen. Viel muss aber auch auf Landes- und vor allem Bundesebene passieren. Ein Handeln ist aber schon längst überfällig.

GEW regional: Am 26. Oktober findet an der Immanuel-Kant-Schule der Bildungstag der GEW als „Tag der Nachhaltigkeit“ statt. Du besprichst gerade mit deinen Mitschülerinnen oder Mitschülern, einen Workshop zum Thema anzubieten. Was erhoffst du dir von der Veranstaltung insgesamt und welche Inhalte wären dir für euren Workshop wichtig?

Niklas Fitzek: Grundsätzlich ist das eine sehr gute Veranstaltung, um weiterhin auf das ganze Thema aufmerksam zu machen. In den beiden Kreisen gab es lediglich in Groß-Gerau schon einmal eine Fridays-for-Future-Veranstaltung. Der Workshop sollte anderen helfen, selbst eine Fridays-for-Future-Veranstaltung durchzuführen. Dabei sollen unsere Erfahrungen helfen. Wie plant man so etwas oder wie lässt man das genehmigen? Solche Fragen sollen geklärt werden.