GEW Hessen, GEW Bund und DGB fordern:

Keine Haupt- und Realschulprüfungen unter Corona-Bedingungen

DGB und GEW plädieren für Verzicht auf schulische Prüfungen

Die GEW Hessen fordert, den Hauptschulabschluss und den Realschulabschluss in Hessen am Ende des laufenden Schuljahres auf der Grundlage der Zeugnisnoten zu vergeben und die im Mai geplanten zentralen schriftlichen Prüfungen abzusetzen. Für die Vergabe der Haupt- und Realschulabschlüsse gibt es - anders als beim Abitur - keine bundesweit geltende Regelung durch die Kultusministerkonferenz (KMK), wonach diese Abschlüsse nur nach Bestehen einer Abschlussprüfung erworben werden können. Nach der Vereinbarung der KMK über die Schularten und Bildungsgänge im Sekundarbereich I vom 2. 6. 2006 regeln die Bundesländer die Vergabe der Abschlüsse in eigener Zuständigkeit. In diesem Zusammenhang erinnert die GEW Hessen auch daran, dass die zentralen schriftlichen Prüfungen in Hessen erst 2004 eingeführt wurden. Bis dahin wurden die Abschlüsse ausschließlich auf der Grundlage der Zeugnisnoten zuerkannt. Mit Nachteilen für die Schülerinnen und Schülern durch das Absetzen der Prüfungen ist nicht zu rechnen.

Die Forderung wird inzwischen auch von den Bundesvorsitzenden von DGB und GEW in einem gemeinsamen Brief vom 11.4.2020 erhoben:

Die Corona-Krise erschwert vielen Schülerinnen und Schülern das Lernen. Nicht alle können während der Schulschließung digitale Lernmöglichkeiten nutzen, in vielen Haushalten gibt es nicht genügend PCs, Laptops oder Tablets. Oft sind die Wohnbedingungen auf Grund der sozialen Situation der Eltern zu schlecht, um ein lernfreundliches Klima zu ermöglichen. Manche leben zu beengt oder in psychisch belastenden Situationen. Das verschärft die Ungerechtigkeit, der in der Schule hätte entgegengewirkt werden können. Corona darf die bestehende Ungleichheit bei den Bildungschancen von Schülern nicht noch verschärfen, sagt der DGB Chef Reiner Hoffmann.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzen sich deshalb gegenüber der Bundeskanzlerin und den Ministerpräsidenten sowie der Kultusministerkonferenz dafür ein, auf schulische Prüfungen – Abitur, Mittlerer Bildungsabschluss, erster Bildungsabschluss –zu verzichten und darauf zu vertrauen, dass die Lehrkräfte aufgrund der bereits erbrachten Leistungen gerechte Abschlussnoten erteilen.

„Die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker können bei der Notengebung auf die Lehrkräfte vertrauen. Schon jetzt setzt sich die Abi-Note zu zwei Dritteln aus den Vorleistungen zusammen. Auf Grundlage der erbrachten Leistungen können die Abschlussnoten problemlos vergeben werden. Stehen die Prüflinge zwischen zwei Noten, sollte im Zweifel zugunsten der Schülerinnen und Schüler entschieden werden. Vor allem gilt: Alle Bundesländer müssen alle Abschlüsse gegenseitig anerkennen, den Schülerinnen und Schülern dürfen keine Nachteile entstehen. Mit Abschlussnoten, die ohne Prüfungen vergeben werden, stünde Deutschland nicht alleine da: Die Niederlande, das UK, Spanien und Portugal beispielsweise haben schon entsprechend entschieden“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe.