Gesamtschulen: GEW spricht mit Personalräten

Forderung nach neuen Schulen im Kreis

Pressemitteilung des KV Groß-Gerau

 

Der Kreis Groß-Gerau steht vor riesigen Herausforderungen: Er wuchs zwischen 2015 und 2018 um 8214 Einwohner. Allein für die Grundschulen wird von 2014 bis 2028 einen Anstieg um 1761 SchülerInnen prognostiziert, in den Sekundarstufen werden in diesem Zeitraum 1916 SchülerInnen mehr erwartet.

Angesicht der dramatischen Situation hat der Kreis am 9. Dezember 2019 eine Grundsatzentscheidung über ein Ausbaukonzept gefasst. 365 Millionen Euro werden bereitgestellt, um bestehende Schulen zu erweitern. Geplant sind Anbauten oder Neubauten auf dem Gelände von bestehenden Schulen. Keine neue Schule ist geplant.

Als Reaktion darauf hat die Bildungsgewerkschaft GEW (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) zu einem gut besuchten Treffen der Gesamtschulen eingeladen, an dem auch der Vorsitzende des Kreiselternbeirats, Herr Stein, die Schulleiter der Martin-Buber-Schule, Herr Stannarius, und der Martin-Niemöller-Schule, Herr Buhl, anwesend waren.

Die Integrierten Gesamtschulen (IGSen) nehmen einen Großteil der Zuzügler und Schülerinnen und Schüler aus geburtenstarken Jahrgängen auf. Sie werden aufgrund ihrer guten Arbeit stark angewählt. Verschärft wird die Lage im Südkreis durch die Weigerung Weiterstadts Schüler aus dem Kreisgebiet aufzunehmen. Fast alle IGSen  sind aber an den Grenzen ihrer Aufnahmekapazitäten angelangt, platzen aus allen Nähten. In mehreren Gesamtschulen wurden Container als Klassenräume aufgestellt.

Die Martin-Buber-Schule musste deshalb in diesem Schuljahr 2019 / 20 zehn fünfte Klassen bilden. Für das Lehrerkollegium  ist es überhaupt nicht vorstellbar, dass ihre Schule noch größer und unübersichtlicher werden.

Ähnliches gilt für die Bertha-von-Suttner- Schule in Mörfelden, die Martin-Niemöller-Schule in Riedstadt und die Rüsselsheimer Gesamtschulen.

Unter den Anwesenden herrscht weitgehend Konsens über folgende Gesichtspunkte:

  • Mit den steigenden Schülerzahlen kommen die Integrierten Gesamtschulen über die Grenzen ihrer Kapazität. Sie wachsen zu immer riesigeren anonymen Schulsystemen. Es wird immer schwieriger, anspruchsvolle und erfolgreiche pädagogische Konzepte und die Inklusion weiterhin umzusetzen.
  • Die Zahl der Querversetzungen aus den Gymnasien steigt, diese Schülerinnen und Schüler werden meistens von den IGSen aufgenommen. Bestehende Klassenstrukturen müssen demnach aufgelöst und neu geordnet werden. Die betroffenen SuS bringen Erfahrungen des Scheiterns in der Schule mit und müssen pädagogisch aufgefangen werden.
  • Die IGSen sind ein Erfolgsmodell. Doch dieser Erfolg ist nur durch eine gute Durchmischung der Schülerschaft zu erreichen. Die Martin-Buber-Schule und die Martin-Niemöller-Schule haben keine Oberstufe, Ihre Schüler müssen nach der zehnten Klasse die Schule wechseln, wenn sie eine Oberstufe besuchen wollen. Viele Schülerinnen und Schüler mit gymnasialer Empfehlung besuchen lieber eine Schule mit Oberstufe.
  • In großen Systemen kennen sich die Lehrkräfte nicht mehr untereinander, sie kennen die meisten SuS nicht mehr, alle verlieren den Überblick. Die Räumlichkeiten reichen nicht mehr aus, die Gestaltung von Stundenplänen wird extrem schwierig, Turnhallen genügen nicht mehr für den Sportunterricht, Räume für den naturwissenschaftlichen Unterricht fehlen, Differenzierungsräume für einen modernen Unterricht und Inklusion sind nicht oder nicht genügend vorhanden, viele pädagogischen Vorhaben sind nicht umsetzbar.
  • Die steigenden Schülerzahlen bringen mit sich, dass die Wahlmöglichkeiten der Eltern, welche Schule ihr Kind besucht, sinken. Durch die neuen Lenkungsverfahren kann es sein, dass Schulwege länger und entsprechend gefährlicher werden und ein Losverfahren kann keine pädagogische Lenkung ersetzen.

Die GEW unterstützt die Forderungen der anwesenden Lehrkräfte, Eltern und Schulleiter:

  • Keine IGS darf größer als 8-zügig sein. Ideal wäre eine vier- bis sechs-Zügigkeit.
  • Wir sind gegen eine Erweiterung von bestehenden Schulen und für den Bau von neuen IGSen im Kreis Groß-Gerau.
  • Die IGSen des Südkreises sollten eine eigene Oberstufe bekommen.

In diesem Zusammenhang: Die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans des Kreises Groß-Gerau steht in diesem Jahr an. Die GEW und der Kreiselternbeirat werden sich dafür einsetzen, dass er diskutiert und tatsächlich fortgeschrieben wird, und dass dabei pädagogische Gesichtspunkte angegangen werden.

Martin Einsiedel und Nathalie Thoumas für den GEW-Kreisvorstand