Lehrerbacken gegen Lehrermangel

Aktionen in den Kreisen Groß-Gerau und Main-Taunus

Nicht nur in Rüsselsheim und Hofheim bei den öffentlichen Aktionen der GEW-Kreisverbände Groß-Gerau und Main-Taunus wurden eifrig „neue Lehrerinnen und Lehrer“ gebacken, sondern auch beim Schulfest der Robinson-Schule in Hattersheim (Main-Taunus-Kreis) griffen Lehrerinnen und Lehrer und Eltern zu Backformen und Nudelholz, um auf den wachsenden Lehrermangel und die hohen Arbeitsbelastungen hinzuweisen. GEW regional zitiert im Folgenden Auszüge aus dem Elternbrief des  Kollegiums der Robinson-Schule:

Die Robinson-Schule war eine der ersten Schulen, die damit begonnen hat, behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam zu unterrichten, und sie kann hier auf eine langjährige Erfahrung zurückgreifen. Darauf sind wir sehr stolz. Wir unterrichten zudem Kinder mit den unterschiedlichsten Lernvoraussetzungen und sozialen Hintergründen und aus den verschiedensten Kulturen. Wir haben erfahren, dass die Vielfalt in unserer Schulgemeinde eine große Bereicherung für uns darstellt, von der alle profitieren können und die eine Schule erst lebendig macht.

Unsere Schule besuchen Kinder, denen das Lernen sehr leicht fällt, und solche, die aufgrund von Behinderungen, Konzentrationsstörungen, Wahrnehmungsstörungen, Teilleistungsstörungen oder emotionalen Problemen deutlich mehr Unterstützung brauchen.

Alle Kinder sind bei uns willkommen und wir wollen allen Kindern an unserer Schule gerecht werden. Wir können uns aber nicht „zerteilen“ und die anstehenden Aufgaben nicht alleine bewältigen. Für diese große Herausforderung müssen die notwendigen Ressourcen bereitgestellt werden. Aufgrund der zurzeit unzureichenden Rahmenbedingungen fühlen wir uns oftmals überfordert.

Im Bereich Inklusion kommt aktuell eine Förderschullehrkraft für „Vorbeugende Maßnahmen“ (für Kinder, die zusätzliche Unterstützung benötigen) und die „Inklusive Beschulung“ (von Kindern, mit einem Anspruch auf Sonderpädagogische Förderung) bestenfalls stundenweise zu Besuch in eine entsprechende Klasse, um nach einzelnen Kindern zu sehen. Sie bringt dann Material vorbei, fördert das Kind auch und spricht mit den Grundschullehrkräften und den Eltern. Manchmal berät die Förderlehrkraft auch einfach nur, ohne selbst zu fördern. Die Förderlehrkraft kann in der knapp bemessenen Zeit den Unterricht der Klasse nicht aktiv mitgestalten und hat oft den Eindruck, dass sie den Bedürfnissen der Kinder und den Erwartungen der Grundschullehrkräfte und der Eltern nicht gerecht werden kann. Die Grundschullehrkräfte fühlen sich zunehmend mit den an sie gestellten Ansprüchen alleine gelassen und überfordert. (…)

Wir Lehrkräfte wollen in einem multiprofessionellen Team arbeiten. Grund- und Förderlehrkräfte sollen beispielsweise gemeinsam Verantwortung für eine Klasse übernehmen können und so alle Kinder in den Klassen ganzheitlich fördern können. Grundschullehrkräfte benötigen nicht nur Beratung durch eine Förderlehrkraft, sondern ihre tatkräftige, gleichberechtigte Unterstützung bei der Förderung der Kinder. Dies erfordert eine deutliche Ausweitung der systemischen Zuweisung an Förderlehrerstunden an eine Schule. (…)

Verschärft wird die aktuelle Lage dadurch, dass aufgrund des Lehrermangels offene Grundschul- und Förderlehrerstellen nicht mit ausgebildeten Lehrkräften oder gar nicht besetzt werden können. Die wenigen den Grundschullehrkräften zur Verfügung stehenden Förderstunden müssen zudem in Zeiten der Lehrerknappheit auch noch als Vertretungsreserve herangezogen werden. Wir fordern deshalb

  • Anreize zu schaffen, die motivieren, die Berufe der Grundschullehrkraft und der Förderschullehrkraft, die uns viel Spaß machen, zu ergreifen,
  • für ausreichende Studienplätze an den Universitäten zu sorgen und
  • Förderstunden nicht als Vertretungsreserve zu betrachten.

Wenn Sie unsere Forderungen unterstützen, können Sie uns auf die von der GEW Hessen geplante Demonstration zu dem Motto „Bildung braucht bessere Bedingungen“ am 22. September 2018 nach Frankfurt begleiten!